Heute starten wir unsere neue #onthisday Serie. Mit dieser Serie wollen wir an Eishockey Pionieere erinnern, die einen Beitrag zur Vielfalt unseres Sports geleistet und einen signifikanten Beitrag zum Abbau von Vorurteilen beigetragen haben. Heute vor 20 Jahren schrieb Maren Valenti als erste Frau in der DEL deutsche Eishockeygeschichte.
Interview mit Hockey is Diversity-Botschafterin Maren Valenti: Die erste Frau in der DEL
Erzähle uns von jenem 4. September 1998, als du mit Deinem Einsatz in einem DEL-Testspiel der Eisbären Berlin, die erste Frau in der höchsten deutschen Spielklasse wurdest? Mit diesem ersten Spiel vor 20 Jahren hast du vielen jungen Frauen den Weg geebnet sich in Männerligen zu behaupten.
Als ich das erste Mal angerufen wurde, war ein Journalist am Telefon, der sagte, dass ich bei den Eisbären Berlin auflaufen würde.
Anfangs konnte ich es nicht glauben, ich hatte damals noch nichts von den Berlinern gehört. Mein Telefon stand zwei volle Tage nicht still, jeder wollte wissen, ob an dem Gerücht etwas dran sei. Später rief mich mein damaliger Teammanager Lorenz Funk an und teilte mir mit, dass ich bei den Eisbären Berlin zum Training eingeladen bin.
Natürlich sagte ich zu. In Berlin wurde ich von einem Blitzlichtgewitter und Unmengen von Reportern erwartet.
Erst abends im Hotel realisierte ich, was ich ausgelöst habe. Auch heute sage ich mir noch immer, „Ich wollte doch nur Eishockey spielen“.
Als das Management beim Training sah, dass ich wirklich spielen kann, wurde ich für ein richtiges Spiel aufgestellt.
Am 4. September 1998 war mein großer Tag. Ich lief für die Eisbären gegen die Kassel Huskies auf. Die Geräuschkulisse war überwältigend, sensationell! Noch heute bekomme ich, wenn ich an dieses erste Mal zurückdenke, eine Gänsehaut.
Zu dieser Zeit steckte Fraueneishockey noch in den Kinderschuhen. Niemand interessierte sich für Frauen mit einem Eishockeyschläger in der Hand.
Wenn ich dazu beitragen konnte, Fraueneishockey bekannter/populärer zu machen, freut es mich sehr. Es macht mich sogar ein wenig stolz.
Hast du negative Erfahrungen gemacht als Frau in Herren-Eishockeyteams? Nenne uns doch ein paar positive und negative Beispiele?
In den Männerteams wurde ich immer gut aufgenommen. Ich gab nie Probleme. Nur die gegnerischen Mannschaften hatten Schwierigkeiten, gegen eine Frau zu spielen. Von einer Frau ausgespielt zu werden oder den Puck abgenommen zu bekommen – das kratzte doch oft an der Ehre der Jungs/Männer. So musste ich schon als Kind lernen, immer schneller zu sein.
Wie alt warst du als du anfingst Eishockey zu spielen und wann hast du dich dazu entschieden, es zu deiner Karriere zu machen?
Mit 2,5 Jahren stand ich zum ersten Mal in Schlittschuhen auf dem Eis. Sven, mein ein Jahr älterer Bruder, und ich trainierten von klein auf zusammen, standen im gesunden Konkurrenzkampf und konnten uns gegenseitig trimmen. Und selbstverständlich war ich nach dem Ende meiner Karriere Sven‘s größter Fan und Supporter. Es machte mich unheimlich stolz, als er mit 40 Meister wurde. Eine tolle Leistung!!!
Ich muss neidlos anerkennen, dass mein Neffe Yannik das größere Talent von uns besitzt und ich bin unglaublich stolz auf ihn und gespannt, was er in seiner Laufbahn noch alles schafft. Ihm stehen alle Wege offen – nur laufen muss er selbst!
Was sind deine Ratschläge für Mädchen bzw. Frauen, die in deine Fußstapfen treten wollen?
„You have to have a Dream“, Folge deinem Traum und lasse dich niemals davon abbringen. Trainiere hart und lebe dein Traum! Nur so wirst du ans Ziel kommen.
Was bedeutet Vielfalt im Sport und in der Gesellschaft für dich?
Im Sport sind alle gleich, unabhängig von Geschlecht, Religion und Herkunft. Ich hoffe, dass diese Vielfalt sich auch in der Gesellschaft durchsetzt gerade im Hinblick auf die Situation in Chemnitz. Gebt Rassismus keine Chance. Seid offen.
Wir von Hockey is Diversity bedanken uns bei den Adler Mannheim, dass sie den 20-jährigen Jubiläumstag von Maren Valenti mit einem Ceremonial First Puck Drop beim Heimspiel der Nürnberg Ice Tigers am 21. September würdigen werden.
